Urgestein der RCN bestreitet die 30. Saison am Nürburgring.
Der Plan für die RCN-Saison 2020 war klar. Ludger Henrich (Schmitten) wollte für seinen Opel Astra in der Klasse H3 die Startnummer 30. „Das ist meine 30. Saison in der familiären GT- und Tourenwagen-Breitensportserie, deshalb ist die Startnummer 30 durchaus logisch. Aber keine Angst für die Fans von Pink Power Racing. Das ist nicht meine letzte Saison, ein Ende der Aktivitäten in der tollen RCN ist das noch nicht.“
Allerdings steht die bislang 30. Saison unter keinem guten Stern. Durch das Corona-Virus ist der Verlauf bis zum heutigen Stand ungewiss. Henrich: „Ich hatte mir das auch anders vorgestellt, aber manchmal gibt es Dinge im Leben, die wichtiger als Motorsport sind.“
Der Anfang der langen und erfolgreichen Karriere lag im Jahr 199. Zusammen mit Stefan Moses fuhr er dessen Opel C Coupé. Mit einigem Erschrecken erinnert sich Henrich an seine ersten Nürburgring-Runden: „Die ersten sieben Runden waren der blanke Horror. Als absoluter Neuling hatte ich keine Ahnung, wo es auf der Strecke lang ging. Es hat so knapp ein halbes Jahr gedauert, bis ich die Nordschleife kapiert hatte und die Rundenzeiten gut wurden.“ Dann begann die Sache auch deutlich mehr Spaß zu machen: „Mit dem 2,4-Liter-Motor und 200 PS mussten wir gegen die überlegenen Porsche fahren. Im Trockenen waren wir chancenlos, aber wehe es wurde nass. Ein geiles Auto.“
Ab der Saison 1992 wechselte Henrich zu Heinz Kilp. Gemeinsam bewegte das Duo den Opel F Astra und einen Opel Calibra.
Henrich gelang der erste Wertungsgruppensieg mit einem 2-Liter-Serienwagen zusammen mit Freund Kilp bei einem Start in der VLN 1995 – 1996 konnten wir diesen Erfolg noch einmal mit Jürgen Schadt auf dessen Opel Calibra in der Klasse V3 sogar wiederholen. „Ich habe nicht nur fahrerisch sehr viel von Heinz lernen können. Extrem wichtig: Man muss nicht nur gewinnen lernen, sondern auch verlieren können. Heinz Kilp war ein toller Motorsportler durch und durch.“.
1999 war ein spezielles Jahr in der Karriere von Henrich. „Ich lernte Jürgen Schulten kennen und wir fuhren das erste Mal gemeinsam beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Seit diesem Zeitpunkt, oder genauer gesagt, seit der Saison 2000 haben wir fast alles gemeinsam gemacht. Sei es der Start bei einem Slalom, in der RCN, in der Langstreckenmeisterschaft oder beim 24h-Rennen.“ Es war der Start einer großartigen Freundschaft: „Unglaublich, was wir alles gewonnen haben, und vor allem was wir zusammen mit unserem Team alles erlebt haben. Es ist echt der Hammer.“
Der erste größere Erfolg für die Partnerschaft Henrich/Schulten wurde 2005 eingefahren. „Mit einem Opel Corsa in der Klasse V2 holten wir den Meistertitel. Im Regen sind wir mit dem 125-PS-Wägelchen zweimal auf den dritten Gesamtplatz gefahren.“
Nur zwei Jahre später wiederholte das Duo den Titel-Triumph. „Mit einem Honda Civic Type R haben wir 2007 die Meisterschaft geholt. Das war die erste Meisterschaft, die mit einem Honda in Deutschland gewonnen wurde.“
Für die Saison 2009 wurde dann das „Pünktchen“ – Opel Astra – vom Rallye- zum Rennauto umgebaut. Das Projekt wurde direkt zu einem Erfolg. Henrich/Schulten holten den dritten Titel. Die Saison 2010 hatte denkwürdige Züge. Henrich: „Mich hat in diesem Jahr der Krebs erwischt, aber schon sechs Wochen nach der erfolgreichen Operation saß ich wieder im Auto. Ich hatte zwar zunächst nur die Kraft für drei Runden, aber den Zuspruch, den ich bei dieser Veranstaltung von der ganzen RCN-Gemeinschaft am Ring erfahren habe, war einfach unglaublich und hat mir sehr viel Energie gegeben.“ Am Ende reichte es sogar für den vierten RCN-Titel, allerdings als Solist. Henrich: „Jürgen musste ein Rennen aus beruflichen Gründen auslassen. Aber im Prinzip hatte er den Siegerpokal genauso verdient.“
Die fünfte RCN-meisterschaft holte sich Henrich 2017 im Opel Astra. Erneut war er alleiniger Meister, da Partner Schulten einen Lauf auslassen musste. „Es war wieder komisch, aber als gute Freunde haben wir natürlich zusammen gefeiert.“
In der Saison hätte es mit einem weiteren Titel fast funktioniert. Das Jahr begann mit vier Klassensiegen in der großen H3 nahezu perfekt. Doch im Verlauf der weiteren Saison spielte die Technik nicht mehr mit. Henrich: „Es war wie im richtigen Leben. Mal hast du kein Glück und dann kommt auch Pech hinzu. In der kommenden Saison erfolgt der nächste Angriff.“
Die persönliche Erfolgsbilanz des Ludger Henrich kann sich sehen: fünf Meistertitel, 89 Klassensiege und 32 Wertungsgruppensiege. Einzig ein Gesamtsieg fehlt dem sympathischen Motorsportler aus Schmitten (Hessen) noch.